Berlin (dpa) – Bei einem Großbrand in einer Firma für Metalltechnik in Berlin-Lichterfelde hat sich am Freitag eine riesige Rauchwolke über dem Westen der Stadt gebildet. Die Feuerwehr rückte zum Großeinsatz aus und warnte vor möglichen Gesundheitsgefahren. In der Halle seien Kupfercyanid und Schwefelsäure gelagert gewesen, und während des Brands habe sich womöglich Blausäure gebildet, sagte ein Sprecher am frühen Nachmittag. In unmittelbarer Nähe seien gesundheitsgefährdende Stoffe gemessen worden. Verletzte gab es aber nach ersten Erkenntnissen der Feuerwehr nicht.
Ein Sprecher der Firma Diehl Metall, zu der das Werk gehört, sagte auf Anfrage, nach seinen Erkenntnissen sei keine gesundheitsgefährdende Belastung gemessen worden. Die genannten Chemikalien seien auch nur in geringen Mengen im Werk vorgehalten worden.
Eine Schule in der Nähe wurde geschlossen, Lehrer und Schüler nach Hause geschickt, wie der Feuerwehrsprecher sagte. Die Bevölkerung wurde per Warnapp alarmiert und zum Schließen der Fenster aufgefordert. Auf vielen Handys ploppte am Freitagmittag mit schrillendem Ton eine entsprechende Warnmeldung auf, laut der «extreme Gefahr» besteht. «Nach Auswertung der Wetterlage und der entsprechenden Windrichtung, ziehen die Rauchgase von der Einsatzstelle in nördliche Richtung», teilte die Feuerwehr mit.
In welcher Entfernung der Rauch noch gesundheitsgefährdend sein könnte, war aber nach Angaben des Feuerwehrsprechers zunächst nicht klar. Eltern von Schülern des Steglitzer Fichtenberg-Gymnasium erhielten eine Mail, wonach der Unterricht eingestellt und alle Schüler nach Hause geschickt worden seien. Das Abitur werde jedoch bei geschlossenen Fenstern fortgeführt.
Großaufgebot vor Ort
Die Berliner Feuerwehr war am Nachmittag dem Sprecher zufolge mit 180 Einsatzkräften vor Ort, hatte den Großbrand aber zunächst nicht unter Kontrolle. Sie alarmierte zusätzlich die Flughafenfeuerwehr sowie die Werksfeuerwehr des Bayer-Konzerns mit Fachkräften für Chemikalien.
Das Gebäude stand demnach komplett in Flammen. Es sei zum «Durchbrand» vom ersten Obergeschoss bis unters Dach gekommen, sagte der Sprecher. Teile des Gebäudes seien eingestürzt. Das Feuer in dem Betrieb war am Vormittag ausgebrochen. Ein Technikraum im ersten Obergeschoss eines Fabrikgebäudes brenne «in voller Ausdehnung», teilte ein Feuerwehrsprecher am Vormittag mit. Alle Personen hätten den Ort selbstständig verlassen können. Das Gebäude konnte während der Löscharbeiten nicht mehr betreten werden.
Nach Angaben des Diehl-Sprechers, Michael Nitz, handelt es sich um einen Galvanik-Betrieb, der vor allem Teile für die Automobilindustrie herstellt. Die Diehl-Gruppe ist ein großer Rüstungskonzern; im Berliner Werk seien jedoch keine Rüstungsgüter produziert worden, sagte Nitz.
Flammen schlagen bis in den Himmel
Umliegende Straßen wurden den Beobachtungen eines dpa-Reporters zufolge gesperrt. Die Flammen schlugen bis in den Himmel. Ein starker Rauchgeruch lag in der Luft. Über dem Gebäude bildete sich eine riesige Rauchwolke. Ein benachbarter Supermarkt war ganz in weißen Rauch eingehüllt. Die Umgebung ist eine Mischung aus Gewerbegebiet, Kleingärten, Wohnsiedlungen und Einkaufszentrum.
Der Rauch zog Augenzeugen zufolge Richtung Norden ab. Die Feuerwehr veröffentlichte eine Karte, auf der die betroffenen Gebiete markiert sind. Zu erkennen sind unter anderem Teile von Spandau, Steglitz-Zehlendorf, Charlottenburg-Wilmersdorf und Reinickendorf. Menschen sollten das betroffene Gebiet meiden und weiträumig umfahren. Auch wenn keine Rauchwolke zu sehen sei, sollten Fenster und Türen geschlossen bleiben und Lüftungen und Klimaanlagen abgeschaltet werden, hieß es.
In unmittelbarer Nähe des Brandes machte die Polizei Durchsagen mit einem Megafon und rief dazu auf, die Straßen zu verlassen, sich in die Wohnungen zu begeben und die Fenster geschlossen zu halten. Laut Feuerwehr wurden Schadstoffwerte regelmäßig im Stadt- und Einsatzgebiet gemessen.